Westernreitdisziplinen

Cutting

Die Rinderdisziplin Cutting ist ein klassischer Zuschauermagnet. Der Reiter muss ein Rind aus einer Herde heraus-"schneiden" (to cut) und es daran hindern, zu den anderen Tieren zurückzukehren. Der Reiter hat zweieinhalb Minuten Zeit, um die Fähigkeiten seines Pferdes am Rind zu zeigen, so lange muss er das Rind in der Mitte der Arena halten. Der Reiter darf keine Zügelhilfen mehr geben, wenn das Rind von der Herde abgesondert ist. Das Pferd muss selbstständig wissen, wie es zu arbeiten und sich zu bewegen hat (Cow Sense). Fast katzenartig gehen die Pferde mit den Bewegungen des Rindes mit, um zu verhindern, dass es zur Herde zurückläuft.

Working Cow Horse

Diese sehr rasante und anspruchsvolle Prüfung kombiniert Reining-Talent mit Cow Sense. Die Rinderdisziplin wird in zwei Teilen geritten. Im ersten Teil zeigen Pferd und Reiter ihr Können in einer kleinen Reining, also "Trockenarbeit", im Fachjargon "Dry Work". Im zweiten Teil ist Fence Work bzw. Cow Work verlangt. Hier müssen Reiter und Pferd ein Rind zunächst mit Cutting-Manövern an der kurzen Seite der Arena halten (boxing). Anschließend wird es in die Bahn entlassen und muss kontrolliert an der langen Seite mindestens einmal in jede Richtung wenden. Den Abschluss bildet das Zirkeln mit dem Rind auf jeder Hand in der Bahnmitte (mit fliegendem Galoppwechsel des Pferdes).

Reining

Der Name der Disziplin stammt von Reins (= Zügel). Im Galopp gerittene "Westerndressur", die sich aus verschiedenen Manövern zusammensetzt. Zu den in unterschiedlicher Geschwindigkeit geforderten Manövern zählen Spins, Sliding Stops, Zirkel, fliegende Galoppwechsel, Roll Backs und Rückwärtsrichten. Eine vorgeschriebene Aufgabe (Pattern) ist auswendig zu reiten. Bewertet werden die Ausführung der Aufgabe und die Durchlässigkeit des Pferdes. Das Regelbuch der AQHA beschreibt elf verschiedene Pattern. Reining ist mittlerweile als einzige Westernreit-Disziplin offiziell von der FEI, der internationalen Dachorganisation des Pferdesports, anerkannt und Bestandteil der Weltreiterspiele.

Trail

Beim Trail stellt das Pferd seine Geschicklichkeit unter Beweis. Ein Trail-Parcours simuliert verschiedene Situationen, die einem Reiter im Gelände (auf einem Trail = Wanderritt) begegnen können. Hierbei ist es wichtig, dass sich das Pferd selbstständig und geschmeidig durch die Hindernisse bewegt. Die Pferde überqueren beispielsweise eine Holzbrücke, gehen durch ein Tor und müssen durch verschieden angeordnete Stangen manövriert werden, beispielsweise rückwärts durch ein "L". Dabei werden hohe Anforderungen an die Durchlässigkeit und Wendigkeit der Pferde gestellt.

Western Pleasure

Bei dieser Gruppenprüfung sind alle Reiter gleichzeitig in der Arena, um von den Richtern bewertet zu werden. Gezeigt werden die typischen Gangarten Walk (= Schritt), Jog (= Trab) und Lope (= Galopp). Das Pferd muss auf feinste Hilfen willig und sofort reagieren. Alles soll mühelos und als Vergnügen (= Pleasure) erscheinen, was von allen Beteiligten höchste Konzentration erfordert. Die Pferde werden nach ihrer Gangqualität beurteilt und sollten am angemssen losen Zügel ruhig und ausgeglichen auf dem rail (Hufschlag) laufen. Der Richter gibt an, was die Reiter tun müssen. Jede Pleasure unterscheidet sich daher, abhängig von den Vorgaben des Richters.Grundsätzlich gilt: Es ist leicht, in einer Pleasure Prüfung mitzureiten, aber unheimlich schwer, sie zu gewinnen.

Western Riding

Hier werden vor allem gleichmäßige, korrekte und punktgenaue Galoppwechsel erwartet. Mit Pilonen und Stangen wird ein Weg vorgegeben. Die Aufgabe muss in verschiedenen Gangarten ausgeführt werden. Flüssige und präzise Galoppwechsel in der Mitte zwischen den Pilonen werden besonders gut bewertet. Von einem fliegenden Galoppwechsel spricht man, wenn ein Pferd in der Schwebephase des Galopp vom Links- in den Rechtsgalopp (oder umgekehrt) wechselt.

Ranch Riding

Die Disziplin spiegelt die Gebrauchsfähigkeit eines guten Ranch Pferdes wieder. Es sollte sich in guter Vorwärtsbewegung einfach steuern und regulieren lassen. Hauptaugenmerk wird dabei auf Bewegungen, Haltung und Brauchbarkeit eines Arbeitspferdes gelegt. Das Show Outfit sowohl des Pferdes als auch des Reiters, sollten nicht zu viel Silber und Schmuck aufweisen. Das Ausrasieren der Ohren, Huflack oder Schweißtoupets sind sogar verboten. Ein Bridlepath ist allerdings erlaubt.
Vorgestellte Pferde dürfen nicht jünger als 3 Jahre sein. Es gibt 5 Pattern, die im aktuellen AQHA Rule Book gelistet sind. Die Richter können die Pattern verändern und mit verschiedenen Manövern an den Schwierigkeitsgrad anpassen. Gewertet wird mit einem Score zwischen 0-100, wobei eine 70 einen durchschnittlichen Score darstellt. Die geforderten Manöver beinhalten Walk, Jog und Lope auf beiden Händen: außerdem Extended Jog und Lope auf mindestens einer Hand. Weiterhin müssen Stopps, Richtungswechsel und Rückwärts während der Prüfung gezeigt werden. Manieren und Reaktionsfähigkeit des Pferdes während der Durchführung der Manöver und die Qualität der Bewegung sind die wichtigsten Aspekte, wonach gerichtet wird. Der Schwerpunkt liegt hier auf Vorwärtsbewegung und freie, fließende Bewegungen. Die Übergänge müssen ebenso sauber und fließend sein.

Western Horsemanship

Diese Klasse richtet sich ausschließlich an Jugendliche und Amateure. Es handelt sich um eine Prüfung, in der vor allem die Leistung des Reiters beurteilt wird, seine Haltung, der Sitz, die Hilfengebung. Er sollte die Fähigkeit haben,d as Pferd sicher und ruhig zu führen. Geritten wird die Prüfung in zwei Teilen. Zunächst muss der Reiter mit seinem Pferd eine Einzelaufgabe in den drei Grundgangarten erfüllen, während die übrigen Reiter an der kurzen Seite warten. Dabei wird punktgenaues Reiten verlangt. Dann zeigen sich die Pferde und Reiter gemeinsam in einer Prüfung, die der Western Pleasure ähnelt. Auch wenn beim Western Horsemanship der Reiter in der Bewertung absolut im Vordergrund steht, bleibt natürlich der Gesamteindruck nicht unberücksichtigt.

Halter

In dieser Disziplin wird das Pferd an der Hand vorgestellt (am Showhalfter = Halter). Bewertet werden Exterieur (Körperbau) und die Bewegung, natürlich mit besonderem Augenmerk auf rassetypische Merkmale des American Quarter Horses. Beurteilt werden die Gänge in Schritt (Walk) und Trab (Jog). Die Halter-Klassen werden nach dem Geschlecht des Pferdes sowie nach dem Alter unterteilt, d.h. es gibt getrennte Klassen für Hengst, Wallache und Stuten bzw. Absetzfohlen, Jährlinge, Zweijährige usw.. Halter-Klassen werden von den Reitklassen (= Performance-Klassen) unterschieden. Interessant sind die Halterklassen besonders für Züchter - oder solche, die es werden wollen.

Showmanship at Halter

Eine Klasse für Jugendliche und Amateure, beid er das Pferd am Showhalfter vorgeführt wird, allerdings wird hier vor allem der Vorsteller bewertet und nicht das Pferd. Mit einer kleinen Führaufgabe soll er zeigen, dass er sein Pferd korrekt präsentieren kann. Entscheidend ist das Gesamtbild, denn der Richter achtet auf vorschriftsmäßige Kleidung, ein besonders gepflegtes gut trainiertes Pferd, das sich optimal aufstellt und präsentiert. Der Richter gibt eine Pattern (Aufgabe) vor, in der das Pferd genau willig geführt werden muss.

Versatility Ranch Horse

Die ganze Vielseitigkeit des Westernpferdes ist hier gefragt. Die Disziplin Versatility Ranch Horse wurde von der American Quarter Horse Association (AQHA) geschaffen, um die All-Around-Fähigkeiten des American Quarter Horse zu fördern und die ursprüngliche Arbeit der Cowboys zu demonstrieren.
Dieser Vielseitigkeitswettbewerb ist in vier Kategorien mit verschiedenen Klassen unterteilt, die auf einem Turnier angeboten werden können:

Kategorie I: Ranch Riding, Ranch Trail
Kategorie II: Ranch Reining
Kategorie III: Ranch Cutting, Ranch Cow Work (welches Limited Ranch Cow Work für Limited Amateur und Limited Youth beinhaltet)
Kategorie IV: Ranch Conformation
Alle Klassen können einzeln genannt und gestartet werden. Um aber die Punkte für den Titel "All-Around-Champion" zu sammeln, muss eine Pferd-/Reiter-Kombination mindestens in drei Kategorien starten, wobei eine Rinderklasse und die Conformation zwingend vorgeschrieben sind. Zusätzliche Klassen können gestartet werden und zählen ebenfalls für den begehrten Titel.

Ranch Riding: Diese Prüfung wird wie eine Pleasure in der Gruppe geritten. Abgefragt werden die Grundgangarten im Arbeitstempo plus Verstärkung im Trab und Galopp sowie Rückwärtsrichten. Das Pferd soll weich und gehorsam auf die Hilfen reagieren, schöne Übergänge zeigen und flüssig im gefragten Tempo bleiben.

Ranch Trail: In einem Parcours, der aus mindestens sechs bis ca. neun Hindernissen besteht, wird Rittigkeit und Kooperation des Pferdes abgeprüft. Die unterschiedlichen Aufgaben simulieren Tätigkeiten, die aus dem normalen Alltag auf einer Ranch entlehnt sind. Wenn möglich, sollen natürliche Hindernisse verwendet werden. Wünschenswert wäre, dass der Parcours außerhalb der Arena aufgebaut wird, um das natürliche Terrain zu nutzen. Leider ist das nicht immer möglich, so dass innerhalb einer Reitarena diese Hindernisse nachgebaut werden. Neben der Manier an den Hindernissen wird das Pferd zwischen diesen in den drei Grundgangarten (Schritt, Trab und Galopp) bewertet. Ein aufmerksames und williges Pferd wird positiv bewertet. Pflichthindernisse sind das Reiten über am Boden liegenden Hindernissen (Stangen, Baumstämme in versch. Anordnungen), das Öffnen, Durchreiten und Schließen eines Tores, das Überqueren einer Holzbrücke, ein Rückwärtshindernis, ein Seitwärtshindernis sowie das Ziehen eines Baumstammes. Dazu kann das Showmanagement aus einer Auswahl von Wahlhindernissen wie z.B. einem Sprunghindernis, dem Ropen eines künstlichen Rindes, dem Ground Tie oder Durchreiten eines Wasserhindernisses den Parcours je nach Klasse und Schwierigkeitsgrad variieren.

Ranch Cutting: Der Ursprung dieser Disziplin ist auf den nordamerikanischen "Cattle Ranches" zu finden. Beim jährlichen Roundup werden die Kälber separiert, um sie zu markieren und medizinisch zu versorgen.
Bei der Disziplin Ranch Cutting muss der Reiter ein Rind aus der Herde abtrennen ("to cut"). Das Pferd muss seine Fähigkeit zeigen, dieses Rind zu kontrollieren und von der Herde fernzuhalten.
Der Teilnehmer wird ein oder zwei Rinder (abhängig von der Division) von der Herde trennen und mit Hilfe von zwei Turn-Back-Reitern und zwei Herd Holders arbeiten. Das Zeitlimit beträgt in der Open-/Amateur-Division zwei Minuten; in der Rookie-/Youth-Divisions sind es 90 Sekunden. Das Ranch Cutting lehnt sich stark an die Anforderungen eines Arbeitspferdes auf einer Ranch an, so dass sich hier das Regelwerk in einigen Punkten von der regulären Cutting Klasse unterscheidet.

Ranch Reining: In der Ranch Reining führt das Pferd Basismanöver aus wie Spin, Sliding Stop, Zirkel, fliegende Galoppwechsel, Roll Back und Rückwärtsrichten. Die Prüfung wird nach einem vorgegebenen Pattern im Galopp mit Tempowechseln geritten. Das beste Reining-Pferd soll sich willig führen lassen mit wenig oder keinem sichtbaren Widerstand und muss absolut gehorsam sein. Die Gesamtpräsentation von Pferd und Reiter wird für Gleichmäßigkeit (kontrollierte Geschwindigkeit), Raffinesse, positive Einstellung, Schnelligkeit und Souveränität in den verschiedenen Manövern mit Pluspunkten bewertet.
Diese Klasse kann separat oder zusammen mit der Ranch Cow Work abgehalten werden.

Ranch Cow Work: In der Ranch Cow Work zeigt ein Pferd seine Fähigkeit, ein einzelnes Rind zu arbeiten und zu kontrollieren.
Die Prüfung ist aufgeteilt in Boxing, Fencing, Roping bzw. Zirkeln: Ein einzelnes Rind wird in die Arena gelassen, welches vom Reiter zunächst an der kurzen Seite der Arena gearbeitet wird ("boxing"). Hierbei zeigt das Pferd seine Fähigkeit, das Rind zu kontrollieren. Wenn der Reiter der Meinung ist, dass das Pferd dies ausreichend gezeigt hat, treibt er das Rind an der langen Seite der Arena entlang, wendet es nach dem Mittelmarker ab und treibt es in die entgegengesetzte Richtung. Anschließend überholt der Reiter das Rind nach dem Mittelmarker erneut und wendet das Rind nochmals ab ("fencing").
In USA muss der Reiter im dritten Teil der Prüfung das Rind mit dem Rope (Lasso) einfangen. Auf Grund der Bestimmungen des Tierschutzgesetzes, wurde für Europa wurde eine Sonderregelung geschaffen: Hier muss für das Einfangen ein sogenanntes Break-Away-Rope verwendet werden. Dieses Lasso hat an der Schlinge eine Art "Sollbruchstelle", diese stellt sicher, dass sich das Rope bei Zug öffnet.
Als Alternative zum Roping hat der Reiter die Möglichkeit, das Rind in einer Acht zu zirkeln.

Ranch Conformation: Ziel dieser Klasse ist die Erhaltung des typischen American Quarter Horse durch die Auswahl von Pferden mit guten Manieren in der Reihenfolge, wie sie dem Ideal des American Quarter Horses möglichst nahe kommen und die beste Kombination von Balance, korrektem Gebäude, guter Bewegung mit entsprechender Zucht- und Geschlechtsmerkmalen, sowie entsprechender Bemuskelung zeigen. Die Ranch Conformation Klasse wird nach dem Beenden der anderen Disziplinen durchgeführt, außer bei der AQHA All-Around Ranch Horse World Championship Show.